Nach den kontroversen Entscheidungen der Teilnehmer bei der Mini-Transat und den darauffolgenden Protesten einiger Segler zieht die Jury eine Konsequenz und schreibt 80 Booten 24 Stunden gut. Das könnte wiederum anderen sauer aufstoßen.
So etwas hat es im internationalen Segelsport noch nie gegeben. Aufgrund eines Sturms warnte die Wettfahrtleitung die teilnehmenden Segler des Mini-Transat und empfahl ihnen, Schutz in nahegelegenen Häfen zu suchen.
Einige Segler wie Melwin Fink und Christian Kargl entschieden sich nach Abwägen der Situation gegen den Stopp und blieben auf Kurs. Am Ende war es Fink, der mit einem Vorsprung von mehr als einem Tag am 8. Oktober im Ziel vor La Palma eintraf. Dass das nicht ohne Kritik bleiben würde, war bereits zu dem Zeitpunkt klar.
Nun ist eine internationale Jury zu dem Entschluss gekommen, dass die 80 Segler, die auf die Wettfahrtleitung gehört hatten und eingekehrt waren, eine Zeitspanne von 24 Stunden gutgeschrieben bekommen. 19 der teilnehmenden Skipper haben Protest eingelegt und nun ihr Recht bekommen.
Die Warnung der Wettfahrtleitung war für den Großteil der Flotte nicht klar verständlich und jeder musste auf eigene Faust entscheiden. Auch Fink und Kargl schafften es nicht, sich über die Lage zu informieren. Gemeinsam wogen die Skipper die Gefahren ab und fassten letztlich den Entschluss, weiterzusegeln. Zu keinem Zeitpunkt wusste Fink davon, dass der Großteil der Teilnehmer in Häfen eingekehrt war.
Die gewonnene Zeit sorgt für Umstrukturierungen in der Rangliste. Für einige, wie Lennart Burke, bedeutet das Sprünge nach vorne, bei anderen könnte die Juryentscheidung sauer aufstoßen. So rutscht Kargl trotz der mutigen Entscheidung zum Weitersegeln vom zweiten auf den dritten Rang.
Situation nach Vulkanausbruch sorgt für Unruhe
Fink bleibt weiterhin in Führung, doch sein Vorsprung auf die Konkurrenz beträgt nicht länger mehr als 24 Stunden, sondern nur noch zwei. Auf die Juryentscheidung reagierte der 19-Jährige gelassen: „Aktuell ergibt vieles keinen Sinn, aber wir sind im Gespräch und beobachten die Entwicklungen. Sicher wären die Protokolle der Jury-Sitzung interessant zu lesen.“
Ein weiterer Punkt, der sowohl Teilnehmern als auch Wettfahrtleitung zu schaffen macht und bereits für Furore sorgte, ist die Lage in Santa Cruz de La Palma. Bereits vor dem Start der Regatta waren die Folgen des Vulkanausbruchs bekannt und dennoch entschieden sich die Veranstalter nicht für einen anderen Zielhafen. „Einen Zentimeter dick war die Schicht auf den Booten“, berichtet Kargl über die Situation im Krisengebiet, die neben der Juryentscheidung ebenfalls für Unruhe innerhalb der Flotte sorgt.
Titelbild: Mini Transat EuroChef 2021 – Vincent Olivaud
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