Wer heutzutage den Namen Gorch Fock hört, der wird an das bekannte Schulschiff der Bundesmarine denken, das 1958 gebaut wurde. Viele wissen nicht, dass es mit der Gorch Fock I eine Vorgängerin gab. Nachdem das Segelschiff schon einmal versenkt wurde, liegt es jetzt als Museumsschiff im Hafen von Stralsund.
Die Gorch Fock I ist heute also nicht mehr im Dienst und im Vergleich zu dessen Nachfolgerin auch ein paar Jahre älter. 1932 ging das Segelschulschiff Niobe unter. Daraufhin beauftragte die Reichsmarine ein Jahr später, ein neues Schiff bei Blohm+Voss in Hamburg bauen zu lassen. Nach nur 100 Tagen stach die Gorch Fock I am 3. Mai 1933 in See.
Sechs Jahre war das Segelschiff von diesem Zeitpunkt an als Schulschiff im Einsatz. Als dann der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde sie an unterschiedlichen Orten als Wohnschiff genutzt. Zuletzt lag sie in Strelasund, einem Meeresarm der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern. Als die letzten Kriegstage anbrachen, wurde das Schiff abgetakelt und außer Dienst gestellt. Am 30. April 1945 versenkte ein Sprengkommando der deutschen Wehrmacht das Segelschiff.
Erst versenkt, dann wieder gehoben
Die Geschichte der ersten Gorch Fock ist damit aber nicht zu Ende. Zwei Jahre später wurde das Schiff im vierten Anlauf von der sowjetischen Militäradministratur gehoben und bis 1950 in Wismar instandgesetzt. Unter dem Namen „Towarischtsch“ (Kamerad) segelte es als Ausbildungsschiff weiter über die Weltmeere. Ab 1992, nach Auflösung der Sowjetunion, unter ukrainischer Flagge.
Das Alter des Schiffes machte sich dann immer deutlicher bemerkbar. Der Verein „Tall-Ship Friends“ kaufte die Gorch Fock I schließlich 2003 und brachte sie zur Restauration nach Stralsund – das Schiffsmuseum entstand.
Seinen Namen erhielt das Schulschiff in Anlehnung an den Schriftsteller Gorch Fock, der eigentlich Johann Kinau hieß. Der 1880 geborene Hamburger schrieb Gedichte und Erzählungen. Der 1912 erschienene Roman „Seefahrt ist not“ wurde zum Klassiker der Seefahrerliteratur.
Titelbild: gottschalk30 – stock.adobe.com
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