Mit einem geliehenen Katamaran nach Madeira – so lautet das nächste Etappenziel von Tobi und Julia auf ihrer Weltreise, die vor über zwei Jahren begann. Eine Reise, die bereits einige Stolpersteine bereithielt, was die beiden Segler aber nie von ihrem Ziel abbrachte. Wie die Reise um die Welt begann und wohin sie das Paar aus München noch führen soll, das hat uns Tobi erzählt.

„Auf Achse sein, Land und Leute sehen, zur Not auch in einem Heißluftballon umherreisen“, das war schon immer der große Traum des 42-jährigen Tobi. Für den Münchner mit großer Abenteuerlust wurde es schließlich der VW-Bus. Der Bulli ging kaputt, die finanziellen Mittel fehlten, doch dann kam Julia mit an Bord. Aber auch der dritte Anlauf zur Weltumrundung scheiterte.

Der Vater der 37-Jährigen, alias „der Pirat“, gab damals den Tipp: „Tobi, wenn du zu doof bist, mit dem Auto in Richtung Osten zu fahren, dann musst du es mit dem Segelschiff gen Westen versuchen.“  Den Beiden gefiel die Idee und obwohl die Segelerfahrung gänzlich fehlte, wagten sie dieses Mal auf ihrem neu erworbenen Segelboot namens „Lagertha“, einer Dehler 38, vor Griechenland einen weiteren Anlauf.

Ein Pirat als Segellehrer

Da der Pirat nicht nur gute Ratschläge machen kann, sondern auch ein erfahrener Segler ist, brachte er Tobi und Julia die Grundlagen bei. Als Julias Vater das Segelschiff nach einiger Zeit verließ, waren die beiden Neusegler wieder auf sich alleine gestellt. Die Kanaren wurden zu ihrem Übungsrevier. Auch das Mittelmeer und die Atlantikküste Marokkos haben sie seither bereist.

Die Lagertha von Julia und Tobi auf dem Wasser
Foto: Julia und Tobi

 „Ohne Zeitdruck ist Segeln nicht so risikoreich. Wir hatten immer Zeit auf das richtige Wetter zu warten, was uns zu klassischen Genua-Seglern gemacht hat“, erzählt Tobi über den Beginn ihrer Segelgeschichte.

Für ihn kommt es weniger auf die Erfahrung an, dafür umso mehr auf handwerkliches Geschick. „Da bringt einem die ganze Segelerfahrung nichts, wenn man sich noch nicht einmal bei Dingen wie dem Filterwechsel selber helfen kann.“

Corona wirft Pläne nur kurzzeitig durcheinander

Doch plötzlich kam Corona und durchkreuzte die Weltreise von Julia und Tobi, noch bevor sie richtig beginnen konnte. Ab März 2020 waren die beiden Münchner für 2 ½ Monate im Hafen von Las Palmas auf Gran Canaria quasi eingesperrt. Nur zum Einkaufen durften sie das Gelände verlassen, wo zu dieser Zeit nur noch zwei weitere Boote lagen.

Sie genossen die Ruhe, schauten dem Wasser im Hafenbecken beim klarer werden zu, doch das Geld wurde schnell knapp. Der Plan, zwei Monate in Deutschland bei Festivals und vor allem dem Oktoberfest zu arbeiten, ging wegen der Pandemie dann nicht mehr auf. Tobi rief eine Internetagentur ins Leben und baut seither wieder Webseiten für seine Kunden. Da Homeoffice praktikabel wurde, arbeitet auch Julia weiterhin für ihren Arbeitgeber in Deutschland.

„Wir können uns wirklich zu den Corona-Gewinnern zählen, da wir unsere Weltreisepläne dadurch endlich verwirklichen können.“ Julia und Tobi haben längst neue Pläne geschmiedet: Ein größeres Boot soll jetzt her. Sie möchten einen Katamaran übernehmen und sich von zwölf auf 16 Meter Länge vergrößern. Fünf Jahre dürfen sie mit ihrem neuen Gefährt die Weltmeere bereisen, wenn sie sich dafür als Hausmeister um dessen Wehwehchen kümmern, wie Tobi sagt.

Mit größerem Segelschiff zu neuen Ufern

„Da Nachwuchs bei uns in Planung ist, möchten wir uns jetzt gerne schon vergrößern“, verrät Tobi einen Hintergedanken dieser Unternehmung. Die letzten Wochen waren sie wieder in Las Palmas auf Gran Canaria, dort soll auch die „Lagertha“ bleiben. Der Katamaran liegt am portugiesischen Festland, von wo aus es nach Madeira, dann zurück auf die Kanaren, die Kapverden, nach Gambia und schließlich über den großen Teich nach Brasilien gehen soll. Doch nicht ohne ein halbes Jahr mit der deutlich größeren Yacht „geübt“ zu haben.

Julia und Tobi Arm in Arm
Foto: Julia und Tobi

Zurück nach Deutschland – „ins Hamsterrad“, wie sie sagen – wollen die beiden Segler nicht mehr. „Zur Not suchen wir uns wieder ein neues Projekt, fahren mit dem Bus die Panamericana oder restaurieren Boote in Mexiko.“

Abenteuer außerhalb der klassischen „Barfußroute“

Doch eigentlich wollen sie es weiter auf dem Wasser versuchen, denn Segeln ist zu einer großen Leidenschaft geworden. Wenn es ihnen irgendwo gefällt, bleiben sie einfach, denn dem Ziel, die Erde einmal zu umrunden, ist kein Zeitlimit gesetzt. Auch die klassische „Barfußroute“ soll es nicht werden – denn unvorhergesehene Abenteuer sind laut Tobi immer miteingeplant.

Bei der Frage, was er anderen empfehlen würde, wenn der Traum eine Weltreise mit dem Segelboot ist, muss der Segler nicht lange nachdenken: „Ich würde jedem empfehlen, der sich eine Weltreise vorstellen kann, einfach aus dem Alltagstrott auszubrechen. Einfach machen, denn das ist auch ohne große Segelerfahrung möglich.“

In ihrem Segel-Blog auf www.lagertha.de nehmen Julia und Tobi gerne alle mit auf die Reise ihres Lebens.

Titelbild: Julia und Tobi

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