Der Ruf, eines der schnellsten in Nordamerika gebauten Segelschiffe zu sein, eilte dem Baltimoreklipper bis nach Europa voraus. Dabei liegen die Ursprünge des Segelschifftyps eigentlich dort – genauer gesagt im England des 16. Jahrhunderts. Die Briten brachten den Vorgänger des Baltimoreschoners oder auch Baltimoreschonerklippers mit in die amerikanischen Kolonien.

Die ersten Klipper dieser Art wurde Endes des 18. Jahrhunderts an der Chesapeake-Bucht, zwischen den Bundesstaaten Virginia und Maryland, gebaut. Zuerst waren sie dort als typische Lotsenboot unterwegs.

Da die Schiffe unter anderem in Baltimore gebaut wurden, erhielten sie ihren Namen. Die hervorragenden Segeleigenschaften und die Schnelligkeit vervollständigten diesen, da Klipper auch als Synonym für schnelles Schiff gilt. Vor allem die Franzosen, die von den Vorteilen des Baltimoreschoners gehört hatten, starteten bald mit dem Nachbau.

Daher war die Schonervariante auch recht schnell nicht mehr nur als Lotsenschiff im Einsatz. Da das Segelschiff nicht auf ein möglichst großes Frachtvolumen, sondern vor allem auf Geschwindigkeit ausgelegt war, kam der Baltimoreklipper auch als hochseetüchtiges Kriegsschiff, vor allem als Blockadebrecher während der Napoleonischen Kriege und des Britisch-Amerikanischen Krieges von 1812 zum Einsatz. Doch auch als leichtes Fracht- und Postschiff war der Baltimoreklipper unterwegs. In der Karibik schipperten die Klipper vor allem als als Sklaven-, Schmuggler-, Kaper- sowie Piratenschiffe umher.

Die „Pride of Baltimore“ als Nachbau eines Baltimoreschoners

Etwa 1825 endete die große Zeit der Baltimoreklipper. 1976 wurde das schnelle Segelschiff daher originalgetreu in Baltimore nachgebaut, um als „Pride of Baltimore“ als Attraktion für den Stadthafen zu dienen. Da jedoch kaum Schiffspläne existierten, zog man maritime Kunst oder Berichte der Britischen Marine über die von Baltimoreklippern erbeuteten Schiffe heran.

Ein Jahr dauerte der Wiederaufbau, bei dem letztlich doch Hölzer genutzt wurden, die nicht in Baltimore heimisch sind. Auch ein Hilfsmotor, ein Generator und Funkgerät sowie Navigationsmittel wurden vor allem für Ozeanreisen und Langstrecken eingebaut.

Kein Steuerrad, sondern ein Ruderstock

Viele Charakteristika, die für Baltimoreklipper üblich waren, sucht man auf anderen Segelschiffen dieser Zeit vergeblich. So wurde das Schonersegel ohne Baum gefahren und überlappte den Großmast, was vor allem Wendemanöver schwieriger machte. Die Methode, zwei Vorsegel mit Hilfe eines anknüpfbaren Segeltuchstreifens (bonnet) zu reffen, existiert seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr. Der größte Unterschied zu anderen historischen Schiffstypen war aber, dass Baltimoreklipper kein Steuerrad, sondern eine Pinne besaßen.

1986 sank die „Pride of Baltimlore“ in einem Sturm. Die 1988 erbaute „Pride of Baltimore II“ ist ein weniger authentischer Nachbau. Dennoch vermittelt auch sie heute noch einen guten Eindruck eines Baltimoreklippers und ist an der US-Ostküste nach wie vor ein Hingucker.

Titelbild: V.J. Matthew – stock.adobe.com

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